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Antigraffiti-Aktion der Altstadtfreunde (2006-2009)


Hier die von den Altstadtfreunden erfasste Schadensdokumentation sowie Abhilfevorschläge vom 15.09.2008. Eine erweiterte Fassung, welche die in den folgenden Wochen erzielten Ergebnisse dokumentierte, erschien Anfang 2009 im aktuellen Band „Denkmalpflege in Regensburg“.




Situationen an der Donau, Im Einhorngäßchen, Schwarze-Bären-Straße/Weiße-Liliengasse (von links)

Fotos: Altstadtfreunde, Abb. 3 Thomas Götz



Im Frühsommer 2006 haben Vorstand und Beirat beschlossen, eine Dokumentation zu erstellen und Maßnahmen gegen die zunehmende Verschandelung der Altstadt durch Graffitischmierereien zu unternehmen. Thomas Götz und Herbert Brekle erklärten sich dazu bereit. Für ein Beispiel aus der einschlägigen Korrespondenz siehe unten.


Eine zusammenfassende Darstellung der weitgehend erfolglosen Bemühungen um eine Bewältigung des Problems der Schmierereien findet sich in Denkmalpflege in Regensburg, 2006-2008, Band 11: Thomas Götz und Herbert Brekle „Graffiti in der Altstadt. Phänomen, Problem, Abhilfe“ S. 182-197.


Bei den redaktionellen Arbeiten haben sich ex ratione politica Schwierigkeiten ergeben, die dazu führten, dass im Kapitel VI (S. 194-195) gewisse Umarbeitungen vorgenommen werden mussten. Für die ursprüngliche Fassung siehe unten. „Eine Zensur findet nicht statt“!


Herbert Brekle



Hier das „re-zensierte“ Kapitel aus dem Aufsatz: Thomas Götz und Herbert Brekle „Graffiti in der Altstadt. Phänomen, Problem, Abhilfe“, in: Denkmalpflege in Regensburg 2006-2008, Band 11. S. 182-197







Schwere Beeinträchtigung der Regensburger Altstadt


Farbschmierereien / illegale Graffiti beeinträchtigen zunehmend das Bild der Altstadt. Besonders betroffen sind vor allem Kernbereiche der Donauwacht, der St.-Petersweg oder mehrere Gassen hinter der Schnupftabakfabrik. Die Tendenz ist steigend, und die Hemmschwellen sind, wie auch andernorts, sinkend (vgl. Liste). Professor Dr. Hans-Christoph Dittscheid, Vertreter der Kunstgeschichte an der Universität Regensburg, hat in diesem Zusammenhang bereits von einer „inakzeptablen Situation“ gesprochen, die sich mit einem potentiellen Welterbe-Status Regensburgs nicht vertrage. Dr. Gerhard Waldherr, Professor für Alte Geschichte und für die Gästeführer-Ausbildung zuständig, verweist darüber hinaus auf drohende Imageschäden im Tourismusbereich.


Der Gefahr sich ausbreitender Verwahrlosung und Verslumung muss entschlossen begegnet werden – denn Schmierereien werden auch „zu einem Sicherheitsproblem, wenn sie Aufforderungscharakter zu abweichendem Verhalten annehmen.“ (Deutsches Institut für Urbanistik, vgl. www.difu.de/seminare), von der offensichtlichen Zerstörung ästhetischer Substanz ganz zu schweigen. Die bürgerliche Öffentlichkeit scheint zu resignieren. Neben Prävention, Ermittlung und Strafverfolgung ist die schnellstmögliche Beseitigung alter und neu auftretender Schäden die wichtigste und vordringlichste Gegenwehr – eine Verunstaltung zieht nämlich unweigerlich die nächste nach sich. Der Altstadt droht ohne Gegenmaßnahmen eine Abwärtsspirale.


Wie Beispiele aus vielen anderen Städten belegen, gibt es schon jetzt rechtliche Handhaben und technische Mittel (s. Anlagen). Professor Dr. Gerrit Manssen von der Universität Regensburg hat unlängst auf die Verunstaltungsabwehr-Regelung in der Bayerischen Bauordnung verwiesen; die Pflicht zur Beseitigung von Farb-Verunstaltungen in Denkmalensembles ist im Übrigen auch gerichtlich bestätigt worden (s. Anlagen). Mittelfristig sollte (vgl. Altenburg) ein entsprechender Passus in die revidierte Altstadtschutzsatzung aufgenommen werden. Bei fehlender Reaktion müssten Eigentümer dann Säuberungsaktionen der Stadtverwaltung dulden. Hierfür stehen die relativ neuen, aber bereits vielfach bewährten recht kostengünstigen und bedienungsfreundlichen Niederdruckschonstrahlgeräte (ca. 5000 Euro) zur Verfügung (s. Anlagen), für die u.U. Ein-Euro-Kräfte eingesetzt werden könnten. Kurzfristig wären betroffene Gebäude der Stadt (z.B. Jugendzentrum Weingasse) und der Stadtbau GmbH zu reinigen (Vorbildfunktion!). Neben konventionellem (Teil-)Neuanstrich könnten bereits die neuen Geräte zum Zuge kommen, die sich z.B. auch gut für verschmutzte Stahltüren eignen. Bei schwerstbetroffenen privaten Eigentümern wäre eine einmalige Vorleistung der Stadt wünschenswert und hilfreich, nicht zuletzt um danach bei weiteren Fällen auf die Beseitigungspflicht zu verweisen bzw. selbst einzugreifen. Für besonders verunstaltungsgefährdete Bereiche (Donaulände, Fuchs-/Einhorngäßchen) bietet sich langfristig das Auftragen einer Schutzschicht als kleinstes Übel an. Zu einem nachhaltigen Erfolg müssten schließlich eine intensive Präventions-/Jugendarbeit und konsequente Strafverfolgung beitragen (s. Anlagen).


Die Stadt Regensburg hat mit oder ohne Weltkulturerbe-Auszeichnung eine besondere Verpflichtung zum pfleglichen Umgang mit ihrem Erbe – gegenüber Einheimischen wie Touristen. Niemand soll in der Öffentlichkeit das Gegenteil behaupten können.


Regensburg, 14. 6. 2006 Thomas Götz, Herbert E. Brekle







Schreiben der

VEREINIGUNG FREUNDE DER ALTSTADT REGENSBURG e. V.

an den Leiter der Bauordnungsamtes der Stadt Regensburg



2. Oktober 2006


Sehr geehrter Herr Raab,


vor genau drei Monaten waren Herr Dr. Thomas Götz und ich bei Ihnen, um Ihnen ausführliche Unterlagen zu dem für die Altstadt Regensburg und Stadtamhof (Weltkulturerbe!) dringenden Problem der Graffiti-Schmierereien zu überreichen. Die Situation hat sich inzwischen noch deutlich verschlimmert.


In der kürzlich stattgefundenen Sitzung des Vorstands und Beirats der Altstadtfreunde war man erstaunt und mehr als unangenehm berührt, daß seitens der Stadtverwaltung bisher keine Maßnahmen zur Bekämpfung der sich immer weiter ausbreitenden Schmierereien (ca. 170 betroffene Anwesen) ergriffen wurden. Mittlerweile hat sich der Historische Verein für Regensburg und Oberpfalz unserem Anliegen angeschlossen.


Wir bitten dringend um einen Termin mit Frau Schimpfermann und Ihnen in der Erwartung, daß Sie uns dann einen entsprechenden Maßnahmenplan werden vorlegen können.


Mit freundlichen Grüßen


(Prof. em. Dr. Brekle)







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