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Die Altstadtfreunde gedenken Lotte Sterrs

(13.09.1925 – 20.03.2023)


Am 5. Mai begleiteten wir die im hohen Alter von 97 Jahren verstorbene Lotte Sterr auf ihrem letzten Weg auf dem Unteren Katholischen Friedhof. Für manche war es eine Überraschung zu erfahren, dass sie eigentlich Helene hieß, sich aber zeitlebens Liselotte oder Lotte nannte. Mit Lotte Sterr verstarb das letzte Gründungsmitglied der Altstadtfreunde, denen sie nahezu sechs Jahrzehnte angehörte. Schon in einem der ersten Sitzungsprotokolle vom 30. Juni 1964, in dem sich der Verein den Namen „Vereinigung Freunde der Stadt Regensburg“ gab, erscheint sie als Protokollführerin. Helene Sterr wurde am 5. Mai 1966 zur ersten Schriftführerin des Vereins gewählt, der nun „Vereinigung Freunde der Altstadt Regensburg“ hieß.  

                                                     

Durch mehr als 20 Jahre haben alle offiziellen Schriftstücke der Altstadtfreunde dasselbe Aussehen und Schriftbild, so dass ihre Tätigkeit sicher bis in diese Zeit fortdauerte. Wann genau sie dieses wichtige, wenn auch wenig öffentlichkeitswirksame Amt aufgab, geht aus unserem Archiv nicht hervor, spätestens mit ihrem Eintritt in den Ruhestand in den späten 1980er Jahren. Zwar war Lotte Sterr Mitunterzeichnerin der Gründungssatzung, doch aufgrund des damaligen Verständnisses von der Rolle der Frauen in der Verwaltung war ihr die traditionelle Rolle der „Sekretärin“, also der Schriftführerin zugewiesen, die protokollierte, was die anwesenden Herren – meist Dr. Hans Krämmer, die Verleger Dr. Detlev und Bernhard Bosse, die Architekten Bert Ruf und Josef Naumann, der Künstler Walter Zacharias, Museumsdirektor Dr. Wolfgang Pfeiffer und Fürst Thurn und Taxis-Archivdirektor Dr. Max Piendl – diskutierten. Geblieben sind von alledem die nüchtern mit „Sterr“ unterzeichneten Protokolle. Sie war ein echtes Regensburger G’wachs, wenn auch kein Kind der Altstadt. Ihr Vater Karl Sterr war Kaufmann und starb 1948 bei einem Verkehrsunfall. Ihren einzigen Bruder verlor sie im Zweiten Weltkrieg. Mit ihrer Mutter Susanne lebte sie bis zu deren Tod 1984 zusammen.


Lotte Sterr, ausgebildete Anwaltssekretärin und später Chefsekretärin der bei IHK, war schon als junge Frau in höchstem Maße natur- und kulturbegeistert. Wenn sie sich in späteren Jahren nicht auf ihrem gemeinsam mit Freunden und Bekannten bewirtschafteten ehemaligen Bauernhof bei Dietersweg in der Gemeinde Wiesent aufhielt, wanderte sie oder fuhr in den geliebten Bergen Ski. Da war es sicher eine glückliche Fügung, dass ihr Chef bei der IHK, Dr. Thomas Brennauer († 2019), Vorsitzender der Regensburger Sektion des Deutschen Alpenvereins war. Sie wohnte bis zuletzt in der elterlichen Wohnung in der Furtmayrstraße 40, eine rund hundert Jahre dauernde Kontinuität, wie es sie heute wohl nur noch selten gibt. Nach ihrem Rückzug aus dem aktiven Berufs- und Vereinsleben blieb die stets selbstbewusste, eigenständige und kritische Lotte Sterr den Altstadtfreunden verbunden. Wenn es ihr Opern- und Kulturbegeisterung erlaubten und solange es Alter und Körperkräfte zuließen, besuchte sie regelmäßig die Mitgliederversammlungen, an denen sie freundlich, fein, still lächelnd und aufmerksam teilnahm – im altmodischen Sinne ganz und gar Dame.


Foto: Privat

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