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Mitgliederrundschreiben Juni 2017



Regensburg, im Juni 2017

Liebe Altstadtfreunde,


das Vereinsjahr zwischen Ende April 2016 und 18. Mai 2017 war durch unser 50-jähriges Jubiläum, die „Affäre Wolbergs“ und das Ringen um den Zentralen Omnibusbahnhof, den Hauptbahnhof und das Kultur- und Kongresszentrum geprägt.


1. 50 Jahre Altstadtfreunde


Es ist für eine Bürgerinitiative nicht selbstverständlich, 50. Geburtstag zu feiern; auch die Altstadtfreunde hatten vor anderthalb Jahrzehnten durchaus Existenznöte. Unsere Geburtstagsfeiern begannen – darüber haben wir ausführlich berichtet – mit der Verleihung des Deutschen Preises für Denkmalschutz am 2. November 2015. Voraussetzung für die uns von der Stadt Regensburg zugestandene Ausstellung zur Geschichte der Altstadtfreunde und die Festschrift zum Abschluss der Feiern war die Ordnung unseres Vereinsarchivs, die viele hundert Stunden in Anspruch nahm, wobei es nicht nur um die Unterlagen zur Vereinsgeschichte ging, sondern auch um ein umfangreiches Zeitungsausschnitt-Archiv, das durch die uns überlassenen Ausschnittsammlungen aus dem Nachlass von Dr. Walter Boll und dem Vorlass von Dr. Richard Strobel um Tausende wertvoller Dokumente bereichert wurde. Unser Archiv mit inzwischen beachtlichen 25 Regalmetern ist weitgehend geordnet, jetzt beginnt die Feinsortierung, die noch einmal viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Hierbei sollen auch nach und nach wichtige Dokumente unserer Geschichte digitalisiert werden.


Anne Lambert unterzog sich der mühevollen Arbeit der Vorbereitung für die Jubiläumsausstellung, die sie nicht nur entwarf und mit Inhalten fütterte, sondern auch ganz entscheidend mitgestaltete. Ihr ist auch die Arbeit an der entsprechenden Begleitbroschüre zu verdanken, die uns durch die Großzügigkeit der Stadt Regensburg finanziert wurde.


Überhaupt erfreuten wir uns in den ganzen Vorbereitungen einer intensiven Förderung durch die Stadt Regensburg, nicht zuletzt durch Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, der aus seinem Verfügungsfonds einen namhaften Betrag für die Festschrift beisteuerte.


Am 2. Juni 2016 stieg die große Geburtstagssause im Saal des Leeren Beutels, die wir mit etlichen Fotos in unserer Festschrift dokumentiert haben. Es waren viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen, neben zahlreichen Mitgliedern auch viele Vertreter des öffentlichen Lebens und der Stadt Regensburg, um mit uns einen wirklich entspannten und heiteren Abend zu verbringen. Zwei Tage später, am 4. Juni, konnten wir die Jubiläumsausstellung „50 Jahre Vereinigung Freunde der Altstadt Regensburg e.V.“ im Salzstadel eröffnen, bei herrlichstem Wetter zusammenstehen und plaudern. Einen Tag später fand der Welterbetag statt, an dem wir uns mit einem Info-Stand im Runtingerhaus beteiligten. Zugleich hatten wir die Altstadtfreunde Eisenach zu Gast, die wir nicht nur am 3. Juni mit einem Sektempfang in der Königlichen Villa begrüßten, sondern auch noch am Tag darauf intensiv durch die Altstadt führten.


Es waren anstrengende und sehr schöne Tage, bei denen wir auch einen entspannten und gut gelaunten Oberbürgermeister erleben konnten, der wenig später in einen tiefen Abgrund stürzen sollte. Dass uns Joachim Wolbergs wohlwollend-kritisch in diesen Tagen begleitete, rechnen wir ihm, trotz allem was danach ans Tageslicht kam, hoch an. Dass die ganzen Vorbereitungen so problemlos klappten – und es steckt ungeheuer viel Detailarbeit in der Vorbereitung solcher Feste, wer wüsste das besser als die Altstadtfreunde! – ist dem Engagement des Vorstands und Beirates zu verdanken.


Ein besonderer Dank gilt daher, stellvertretend für alle, Michaela Burghardt und Heidy Böcker für ihren immerwährenden Einsatz, Anne Lambert, die mit Karolin Seitz am Abend des Festes zur großen Begeisterung der Gäste das Begrüßungskomitee übernahm, und natürlich unserem Wirt Winnie Freisleben, Artur Pfoser mit seinen Bänkelsängern und Eginhard König, unserem Vereins-Filser.


Das Jubiläumsjahr endete für mich persönlich mit der Einladung des Präsidenten der OTH Regensburg, Professor Dr. Wolfgang Baier, bei der akademischen Jahresfeier der Hochschule den Festvortrag über die Geschichte der Altstadtfreunde zu halten.


Schließlich als allerletzter Akzent: Der Förderverein Zitadelle Jülich e.V., der Anfang März sein 40-jähriges feierte, lud den Vorsitzenden zum Festvortrag am 3. März über die Geschichte der Regensburger Altstadtfreunde ein.


2. Die Festschrift


Der mühevollen Redaktionsarbeit unserer Festschrift „Wir wollen Wächter sein“ zum 50-jährigen Bestehen unseres Vereins hat sich dankenswerterweise und unverzagt Heidi Krinner-Jancsik unterzogen, auch wenn sie manchmal mit dem säumigen Vorsitzenden nahe an den Rand der Verzweiflung kam, weil zeitweise so gar nichts voran zu gehen schien.


Allen, die bereitwillig und sehr früh ihre Beiträge ablieferten, unser herzlicher Dank, der auch an Harald Grill, Gerda Stauner, Angela Kreuz und Sabine Eva Rädisch für ihre literarischen Addenda geht; das humorvolle und unkonventionelle Titelbild, dass die Häuser der Altstadt feiernd und die Steinerne Brücke vor Freude tanzend zeigt, verdanken wir Barbara Stefan.


Die Festschrift bietet in ausgewählten Themen einen Überblick über unsere Tätigkeit in den vergangenen 50 Jahren.


3. Der Regensburger Bestechungsskandal und neue Konstellationen


Vom Bestechungsskandal, der die städtische Gesellschaft erschütterte, waren wir insofern betroffen, als wir einerseits kurz vorher Oberbürgermeister Wolbergs in entspannter Feierlaune bei uns erlebten, und andererseits danach eine längere Stagnation in den uns besonders betreffenden Themen Stadtplanung, Städtebau, Verkehrsberuhigung, RKK und ZOB eintrat; man hatte bisweilen das Gefühl, die Verwaltung hätte die Arbeit eingestellt. Dies war natürlich nicht der Fall. Aber die von uns durchaus positiv eingeschätzten Anstöße, die vom Oberbürgermeister ausgegangen waren, waren plötzlich nicht mehr auf der Tagesordnung.


Es ergaben sich neue politische Konstellationen, die sich für uns nicht zuletzt in zwei neuen Fraktionsvorsitzenden der SPD und CSU, Dr. Klaus Rappert und Josef Zimmermann, widerspiegeln.


Wir hatten bereits ein ausführliches Gespräch mit Klaus Rappert, von Beruf Richter, der Geschichte Regensburgs sehr zugetan (er hat auch ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht) und mit viel Verständnis für historische Zusammenhänge. Mit Josef Zimmermann hatten wir bisher noch keinen Kontakt, er soll aber in der nächsten Zeit aufgenommen werden. Herr Zimmermann ist Mitglied des Arbeitskreises Kultur Regensburger Bürger e.V.


Mit Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer konnten wir ebenfalls bereits – und das völlig problemlos – ein ausführliches Gespräch führen und unsere Vorstellungen zu ZOB und RKK darlegen. Sie ist studierte Archäologin und versicherte uns, dass ihr die Denkmalpflege ganz besonders am Herzen liege, was auch für die Untere Denkmalschutzbehörde gelte, Sie machte uns auch ihre Bindung an Koalitionsvertrag und Stadtratsbeschlüsse deutlich. Wir vereinbarten, uns regelmäßig zu Gesprächen und Konsultationen zusammenzufinden.


4. Stadtplanung und Bürgerbeteiligung


Ein Thema, das uns nun schon lange unter den Nägeln brennt, hat uns im vergangenen Jahr viel beschäftigt, nämlich die Diskussion um die Neugestaltung und Neuordnung des Bahnhofsbereiches und die Pläne der Stadt, zwischen Ernst-Reuter-Platz und Albertstraße ein neues Kongress- und Kulturzentrum zu errichten. Seit Jahren ist eine eigene Arbeitsgruppe, bestehend aus Günter Gebauer, Oswald Peithner, Josef Winkler und seit einiger Zeit verstärkt von Achim Hubel, mit diesem Thema beschäftigt. Achim Hubel hat sich der Mühe unterzogen, eine Aufstellung der Tagungsräume und -möglichkeiten in Regensburg zu erarbeiten, die uns zeigt, dass das Argument, Regensburg habe keine ausreichenden Kapazitäten für größere Kongresse, Lügen straft. Diese Aufstellung hat, wie wir wissen, zu beträchtlicher Unruhe geführt; daher wird sie von offizieller Seite totgeschwiegen.


Im Rahmen der „Ideenwerkstatt“, die die Stadt Regensburg im März und Mai dieses Jahres veranstaltete, ergab sich erstmals in diesem Umfang für die Bürger die Möglichkeit einer echten Beteiligung – soweit ihre Vorstellungen und Wünsche mit den Planungen der Verwaltung übereinstimmen bzw. diese nicht konterkarieren.


Die Altstadtfreunde waren an beiden Veranstaltungsterminen vom 21. bis 23. März und vom 3. bis 5. Mai personell gut vertreten und konnten sich auch entsprechend zu Wort melden. Unser Fazit ist gespalten: Einerseits hat sich die Stadt große Mühe gegeben, hervorragende Planungsbüros heranzuziehen, andererseits wurden deren vorzügliche Überlegungen und zukunftsweisende Planungsanregungen durch ein Gefälligkeitsgutachten zum RKK infrage gestellt.


Der Vorsitzende wurde schließlich – die Ausgabe der Mittelbayerischen Zeitung vom 18.05.2017 hat darüber berichtet – zu einer Diskussionsrunde über die Zukunft und die Notwendigkeit eines Kultur- und Kongresszentrums in die Redaktion der Mittelbayerischen Zeitung eingeladen, wo wir noch einmal unseren Standpunkt klarmachen konnten, der mit deutlichen Verkürzungen wiedergegeben wurde.


Es gibt innerhalb der Altstadtfreunde keine einheitliche Meinung dazu; wir vertreten jedoch Argumente, die wir in jahrelanger Beschäftigung erarbeiteten, wobei auch wir uns immer wieder neuen Überlegungen stellten und uns selbst immer wieder hinterfragten.


Ein Kulturzentrum ja, aber kein Kongresszentrum, und wenn, dann niemals an dieser Stelle!


Diese Forderung wurde auch bei der Ideenwerkstatt erhoben und unterstützt. Ein erstes erfreuliches Fazit lässt sich insofern ziehen, als die von den Altstadtfreunden erhobene Forderung, Bahnhof und Maximilianstraße als städtebaulich aufgewertetes Entree in die Stadt wieder zusammenzuführen − ohne Busverkehr, ohne Autoverkehr − sich auch bei den Planern der Ideenwerkstatt allgemein durchgesetzt hat.


5. Perspektiven 2017-18


Zu den Bestrebungen, die Joachim Wolbergs besonders am Herzen lagen, gehörte die Verkehrsberuhigung in der Altstadt. Als Teilnehmer des Runden Tisches Altstadt weiß ich, welche Widerstände es hierzu innerhalb der Koalition gab und gibt. Die von ihm ins Gespräch gebrachten versenkbaren Poller, die in besonders sensiblen Bereichen zur Verkehrsberuhigung beitragen sollten, wurden von der Verwaltung als unrealisierbar abgetan, mit den mehr als fadenscheinigen Argumenten, sie seien zu teuer und würden ohnehin nicht funktionieren. Es gibt genügend Beispiele aus anderen Städten, in denen sie gang und gäbe sind und natürlich funktionieren. Es wird wieder ganz deutlich, dass es keinen politischen Willen zur Verkehrsberuhigung in der Altstadt gibt. Wir werden dieses Thema nun in ganz besonderer Weise auf unsere Agenda setzen.



Peter Morsbach



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