Regensburg, 10. November 2020
Liebe Altstadtfreunde,
es wird höchste Zeit, dass wir uns wieder einmal bei Ihnen melden. Die Covid-19-Pandemie hat allenthalben das Vereinsleben zum Erliegen gebracht oder zumindest sehr stark beeinträchtigt. Dies traf natürlich auch die Altstadtfreunde; im Februar hatten wir unsere letzte Vorstands- und Beiratssitzung. Es ist jedoch nicht so, als wären wir seitdem untätig geblieben. Soweit es die Corona-Umstände zulassen, treffen wir uns, d. h. die beiden Vorsitzenden Peter Morsbach und Achim Hubel und Beiratsmitglied Gerda Stauner, ein- bis zweimal pro Monat, um über die aktuell anstehenden Themen zu diskutieren und sie, soweit möglich, voranzubringen.
Da ist einmal das Thema Jugendherberge auf dem Unteren Wöhrd. Schon vor einem Jahr nahmen wir zum geplanten Abbruch Stellung (die Stellungnahme finden Sie auf unserer Homepage) und ringen seitdem um die Aufnahme des Gebäudes in die Denkmalliste. Natürlich wurde unser Vorschlag vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege abgelehnt. Wie Sie vielleicht der Presse entnommen haben, hat sich die Situation inzwischen grundlegend geändert (Rundschau, 4. November 2020: „Abriss ist vom Tisch. Kein Geld für einen Neubau“): Das Deutsche Jugendherbergswerk, das schon vor Corona in einer finanziell prekären Situation war, hat erklärt, für den Abriss und Neubau der Regensburger Jugendherberge kein Geld mehr zu haben und diese Pläne aufzugeben. Inzwischen spricht man auch von einer Sanierung des bestehenden Gebäudes. Wir haben ein Aktionsbündnis ins Leben gerufen, das weiterhin dafür eintritt, dass die Jugendherberge unter Denkmalschutz gestellt wird. In dem gerade erwähnten Beitrag in der Rundschau wird darauf hingewiesen, dass man nun von neuem planen müsse. Das muss man nicht, denn es gibt aus dem Jahr 2016 einen Entwurf von Architekt Joachim Peithner, der im Zusammenhang mit der Errichtung einer Großgarage auf dem Unteren Word die Jugendherberge beibehält.
2019 nahm Prof. Regine Keller, die Inhaberin des Lehrstuhls für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum an der Technischen Universität München, eine Anregung von Achim Hubel auf, in einem Bachelor- und einem Masterprojekt Studierende die beiden Themen „Kepler-Areal“ und „Bahnhofsvorplatz“ als öffentliche und Landschaftsräume „beplanen“ zu lassen. Von den Altstadtfreunden betreuten Gerda Stauner, Achim Hubel und Peter Morsbach die Gruppe vor Ort mit Führungen, ergänzt durch Beiträge und Einführungen der Stadt Regensburg, Dr. Eugen Trapp (Untere Denkmalschutzbehörde und Alexander Matzka (damals Stadtplanungsamt). An der Präsentation der Masterarbeiten in Weihenstephan nahmen Achim Hubel und Peter Morsbach und der Landschaftsarchitekt Bernd Rohloff (ebenfalls Regensburg) als Gastkritiker teil. Es sind höchst kreative und anregende Gedanken geäußert worden von Studierenden aus der ganzen Welt, die erstmals und völlig unvoreingenommen mit den beiden Themen konfrontiert wurden. 13 Arbeiten – sechs haben das Keplerareal (auf dem damals noch der Wirsing-Bau stand) und sieben den Bahnhofsvorplatz zum Thema – sind nun in einer Broschüre erschienen, deren Druck die Altstadtfreunde finanziert haben. Sie können sie zum Selbstkostenpreis von 15 € beim 1. Vorsitzenden erwerben.
Wir hatten vor einiger Zeit ein Treffen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Projekts Kepler+, bei denen uns die aktuellen Überlegungen zum Zentralen Omnibusbahnhof und zur Neugestaltung des Bahnhofsvorfeldes ausführlich erläutert wurden – ein Service, den alle Bürgerinnen und Bürger in Anspruch nehmen können. Die Erläuterungen waren im Grunde genommen dieselben, die uns bereits 2018 in einem Gespräch mit (Ober-) Bürgermeisterin Frau Maltz-Schwarzfischer und Planungs- und Baureferentin Frau Schimpfermann gegeben wurden – es hat sich seitdem also kaum etwas Grundlegendes getan. Die Lähmung, die seit der „Affäre Wolbergs“ die ganze Stadtverwaltung ergriffen hatte, hat sich über die Zeiten des Wahlkampfs hinweg und durch den Corona-Virus in gewisser Weise verstetigt.
Das gilt auch und in besonderem Maße für die Verkehrsberuhigung. Die Oberbürger-meisterin betont zwar bei jeder Gelegenheit, dass sie eine Verfechterin der völlig autofreien Stadt ist, doch zeichnet sich nicht ab, dass sich an der katastrophalen Situation in den verkehrsberuhigten Bereichen der Altstadt in absehbarer Zeit etwas ändern würde. Hier werden wir auch weiterhin aktiv bleiben und versuchen, so viel Druck wie möglich aufzubauen.
Unsere Mitgliederversammlung 2020 musste umständehalber ausfallen, wir werden sie – wie es der Gesetzgeber erlaubt – im kommenden Jahr mit der Mitgliederversammlung 2021 zusammenlegen und einen doppelten Rechnungsbericht hören.
Das traditionelle Regensburger Herbstsymposion für Kunst, Geschichte und Denkmalpflege, das sich 20. bis 21. November mit Regensburg in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen befasst, fällt als „analoge“ Veranstaltung aus, wird aber in einer digitalen Form stattfinden. Das Nähere entnehmen Sie bitte der Homepage der Stadt Regensburg:
Bleiben Sie uns bitte weiterhin gewogen, irgendwann kommt die Zeit, in der wir uns auch wieder normal bewegen und begegnen können.
Verrückte Zeiten: Früher hieß es immer, man solle sich nur mit positiven Menschen umgeben, was derzeit niemandem einfallen würde.
Es grüßen Sie in ansteckend guter Laune
Peter Morsbach und Achim Hubel