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Mitgliederrundschreiben September 2009

Regensburg, September 2009


Liebe Altstadtfreunde!


Was tat sich im vergangenen Jahr bei den Altstadtfreunden? Der „Tag des offenen Denkmals“ und das „Regensburger Herbstsymposion für Kunst, Geschichte und Denkmalpflege“ sind zwei Veranstaltungen mit einer gewissen Öffentlichkeitswirksamkeit, die es uns erlaubt, in gewissen Grenzen für unsere Ziele zu werben.


Beim Tag des offenen Denkmals am 14.08.08 standen die großen Kelleranlagen unter dem ehem. Mittelmünster bzw. dem jetzt zum Abbruch vorgesehen Parkhaus am St.Peters-Weg im Mittelpunkt, was zu einem unglaublichen Ansturm und geradezu zu Handgreiflichkeiten der Interessenten führte. Der 1. Vorsitzende wurde auch gebeten, für Teile der Verwaltung, darunter das Stadtplanungs- und das Bauordnungsamt, auch eine Führung zu veranstalten. Diese Führungen hatten auch zu einem intensiven Gedankenaustausch mit den Vertretern der Kaufleute im Obermünster-Quartier geführt; hier werden wir uns in den kommenden Monaten auch um einem engeren Kontakt bemühen, denn es gibt hier gute Ansätze und Gedanken auch seitens der Kaufleute und Anwohner, z. B. im Hinblick auf eine dringend erforderliche Verkehrberuhigung, die Gestaltung von Platzräumen (Jesuitenplatz, Obermünsterplatz). Auch der Neubau des Parkhauses wird hier eine ganz wesentliche Rolle spielen.


Die Frage nämlich, ob sich das neue Parkhaus als Quartiersgarage wird nutzen lassen, wenn es gelingt, in fußläufiger Entfernung eine andere Parkmöglichkeit zu schaffen, ist ein Gedanke, der sich in diesem Zusammenhang aufdrängt. Wir möchten uns in der nächsten Zeit auch noch einmal mit dem alten Plan der Fa. Riepl (also nicht mit dem des Stadtrats G. Riepl) zu einer Unterkellerung der Maximilianstraße vor dem Bahnhof beschäftigen. Dort haben die Ausgrabungen nun keinen konkreten Hinweis auf die Existenz des jüdischen Friedhofs erbracht und der Untergrund ist wohl durch Bunkeranlagen, Splittergräben u.ä. aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ohnehin sehr durchwühlt. Das müssen wir aber noch konkreter anschauen.


Seit mehreren Jahren sind die AF auch Mitveranstalter des „Regensburger Herbstsymposions für Kunst, Geschichte und Denkmalpflege“, an dessen Organisation und Durchführung wir uns auch finanziell mit einem Beitrag von 1.000 € beteiligen und das für die öffentliche Wahrnehmung unseres durchaus von Bedeutung ist. In Vergangenheit konnten wir auch hier immer wieder in einer gewissen Plattform für unsere Ziel werben.


Die neue Donaubrücke (Ersatztrasse)


Ein wesentliches und im Kreis des Vorstands und Beirats natürlich intensiv diskutiertes Thema sind die Pläne der Stadt zum Bau einer neuen Donaubrücke im Bereich der Altstadt, die vielgenannten Ost- und Westtrassen-Führungen und die von den Freien Wählern erneut ins Gespräch gebrachten Tunnel-Pläne.


Hier haben Sie unsere einstimmig gefasste Position in unserem letzten Rundbrief erhalten, in dem wir insbesondere auf die sehr nachteiligen baulichen Folgen für die westliche Altstadt hingewiesen haben, die bislang in allen Diskussionen außer Acht geblieben war.


Wir hatten zu diesem Thema immer wieder Treffen mit den Donauanliegern; auch fand als gemeinsame Veranstaltung am 07.06.09 ein vielbesuchter Spaziergang über den Oberen Wöhrd hin zur südlichen Donauzeile statt, bei der die baulichen Auswirkungen der Westbrückentrasse krass vor Augen standen. Erfreulich war eine große Beteiligung von Stadträten aus fast allen politischen Gruppierungen. Die zeitweise polemische Schärfe konnten wir inzwischen aus der Diskussion nehmen.


Allerdings werden diese Bemühungen um eine Sachdiskussion mittlerweile entscheidend gestört, wenn ich an die jüngst geschehenen flegelhaften Äußerungen des CSU-Fraktionsvorsitzenden Schlegl erinnere. Dass von der jeweils herrschenden Partei Andersdenkende angriffen und verunglimpft werden, hat in Regensburg eine gute Tradition, wie wir aus mehr als 40 Jahren wissen. Es hat sich meist als gut erwiesen, auf solche Anwürfe nicht zu reagieren, aber man dass nun als „pathologisch“ bezeichnet wird, gab es bisher noch selten oder gar nicht. Diese Äußerungen zeigen eine derart geringe menschliche Kompetenz und politische Reife, dass sie zurecht sowohl vom Arbeitskreis Kultur als auch vom Forum Regensburg entsprechend kommentiert wurden. Wir empfehlen sowohl Herr Schlegl als auch Herrn Hartl, hier nicht zu sehr mit Steinen zu werfen, um sich nicht irgendwann selbst mit dem Vorwurf konfrontiert zu sehen, sie würden in geradezu „pathologischer“ Weise – gemeint war wohl „psychopathisch“ – den Plan verfolgen, mit einem kräftigen Brückenschlag den baulich noch intakten Schultern oder Flanken der Regensburger Altstadt eine tiefe und unheilbare Wunde zufügen zu wollen.


Es ist natürlich Unsinn, wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt wird, die UNESCO hätte den Brückenbau abgesegnet. Es blieb hier gar nicht anderes übrig als zu sagen: Jetzt plant mal, denn die UNESCO kann hier in diesem Stadium nicht in die Planungshoheit der Stadt Regensburg eingreifen, vor allen dingen nicht, wenn überhaupt keine konkreten Pläne vorgelegt werden. Auch die Planung der Waldschlösschenbrücke in Dresden konnte nicht verhindert werden. Insofern werden wir uns in der nächsten Zeit aus der aktuellen Diskussion, die sich nun im Kreis dreht, heraushalten und einmal die weiteren Schritte abwarten und beobachten.


Graffiti


Ein weiteres Thema, das uns und auch viele Regensburger beschäftigt hat und weiter beschäftigt, sind die in diesem Frühjahr wirklich eskalierten Schmierereien als Gebäuden in der Stadt. Dieser Sache haben sich Herbert Brekle und Thomas Götz angenommen; wir haben darüber ausführlich schon berichtet. Zwei Pressetermine haben hierzu stattgefunden, der erste am 06.02.2009, wo es darum ging, Ausmaß und Folgen aufzuzeigen und auch mit Betroffenen zu diskutieren. Es kamen die Vertreter aller Medien außen der Rundschau, die lediglich hinterher eine Verlautbarung der Stadt abdruckte. Es spricht für die Brisanz des Themas, dass alle Pressevertreter über eine Stunde dabei blieben.


Darauf hin setzte sich ein Anbieter von Anti-Graffiti-Systemen mit uns in Verbindung, die Fa. Robert Jeske aus Amberg, die wir zu einer Vorstandssitzung einluden. Das Gespräch überzeugte uns von der Notwendigkeit, einmal öffentlich die Möglichkeiten von Graffiti-Entfernung zu demonstrieren. Hierbei ermöglichte unser Beiratsmitglied Dr. Hermann Reidel die teilweise Reinigung von betroffenen Mauerzüge am Diözesanzentrum und Diözesanmuseum Obermünster, was wiederum ein großes Interesse der Medien fand. Lediglich die Stadt Regensburg reagiert in immer schwächer werdender Argumentation gegen uns, unterstellt uns, wir würden die Unwahrheit erzählen – wir wissen bis heute nicht, was wir unrichtig dargestellt haben – und dass die oft besungene Eigenaktion der Stadt nicht oder kaum funktioniert, wie wir vom Jugendamt wissen, ist wohl ein unleugbares Faktum. Wir wollen nicht nachlassen, die Stadt in die Pflicht zu nehmen, ratsuchenden Hausbesitzern Hilfestellungen anzubieten, denn die Stadt hat eine Verantwortung im öffentlichen Rum wahrzunehmen. CSU-Fraktionsvorsitzender Schlegl, der hier eigentlich aktiv werden wollte, schlug dann in bekannter Manier vor, die AF sollten einen Verein gründen und selbst aktiv werden. Es ist natürlich nicht unsere Aufgabe, die Arbeit der Verwaltung zu machen. Wir auch kein Reinigungsdienst und kein Denkmalpflege-Verein.


Die angekündigte Aktion des Oberbürgermeisters zur Bekämpfung des allnächtlichen Terrors in der Altstadt heißen wir gut und unterstützen wir, auch deswegen, weil hier ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem Thema der Verschmutzungen von Hausfassaden besteht.


Die umfangreiche Dokumentation von Thomas Götz und Herbert Brekle, die im Rahmen der städtischen Publikation „Denkmalpflege in Regensburg“ erschienen ist, kann beim Vorstand als Sonderdruck kostenlos bezogen werden.


Verkehrsberuhigung am Domplatz


Leider sind wir mit einem anderen Thema, das uns sehr am Herzen liegt, noch nicht weitergekommen, nämlich der Verkehrsberuhigung am Domplatz. Hierzu stellten wir in der vergangenen Legislaturperiode einen Antrag an den Stadtrat, über den jedoch bislang nicht entschieden wurde.


Es geht dabei um die Frage, wie man den längst unerträglich gewordenen Durchgangsverkehr in Ost-West-Richtung vom Domplatz und somit auch aus der Keplerstraße bringt oder ihn entscheidend verringert, ohne die Erreichbarkeit der Altstadt für Bewohner und Zulieferverkehr zu beeinträchtigen und ohne dabei größere Kosten zu. Denn dass die Aufenthaltsqualität am Alten Kornmarkt und am Domplatz sehr beeinträchtigt ist und auch eklatante Gebäudeschäden auftreten, ist eine längst bekannte Tatsache. Unser Vorschlag, die Weiße-Hahnen-Gasse und die Lindnergasse zu sperren bzw. das Linksabbiegen nach Westen zu verbieten, ohne jetzt auf eine Verkehrskonzept warten zu müssen, haben wir mit der Planungs- und Baureferentin, Frau Schimpfermann, und dem städtischen Chef-Verkehrsplaner Herrn Feig diskutiert. Beide haben uns zugestimmt, dass das eine ohne Weiteres praktikable Möglichkeit wäre, bei der es letztlich nur um zwei Verkehrsschilder geht. Damit wäre mit einem Schlag rund 75 % oder wesentlich mehr Verkehr aus diesem Bereich genommen; dass es sich überwiegend um reinen Durchgangsverkehr handelt, haben auch Verkehrszählungen und Befragungen ergeben. Wir wissen nicht, warum dieser Vorschlag so völlig ignoriert wird. Mir bleibt als Erklärung nur, der mentale Rückfall gewisser Personen in die Verkehrsverliebtheit der 1960er-Jahre.


Auch hatten wir einen kurzen, aber intensiven Gedankenaustausch mit Herrn Kammermeier, dem Geschäftsführer der Galeria Kaufhof, bei dem deutlich wurde, dass unsere Vorstellungen gar nicht so weit auseinander liegen. Dem geäußerten Wunsch, man sollte sich hier doch in Bälde einmal zusammensetzen, werden wir nachkommen und demnächst noch vor dem Beginn des Weihnachtsgeschäftes zu einer Gesprächsrunde einladen.


Luxushotel im Schloss St. Emmeram


Mit unseren Einwendungen und Aktionen gegen das Luxushotel im Schloss St. Emmeram hatten wir recht behalten, nicht nur weil alles so eingetreten ist, wie es von uns prognostiziert wurde, sondern weil auch mittlerweile die Luxushotel-Sparte dramatische Einbrüche erlebt und sich ein Umbau von St. Emmeram wohl als fataler Fehler erwiesen hätte. Wir hätten dann wohl eine Hotel-Ruine wie sie lange Zeit das Donauhotel in Dechbetten war. Das Thema, für das wir uns böse Kritik anhören mussten und auch mit dem uns sehr gewogenen Generalkonservator Prof. Greipl übers Kreuz kamen, ist zum Glück vom Tisch.


Auflösung des Architekten- und Ingenieurvereins


Ein unerwarteter finanzieller Segen ergoss sich über uns durch die an und für sich bedauerliche Auflösung des AIV zum Ende des letzten Jahres, der uns großzügig sein Restvermögen vermachte, das unsere Kasse in schöner Weise füllte; darüber wurden Sie im letzten Rundschreiben informiert. An dieser Stelle nochmals unser Dank sowohl für das eine als auch für die immer gute Zusammenarbeit.


Bei der Spende verpflichteten wir uns gerne, Aktionen des AIV weiterzuführen, soweit sie in unsere Ziele passen. Hier ist in erster Linie die von Günter Gebauer und Hermann Reidel organisierte und durchgeführte Aktion „Denkmalpflege in der Schule“ zu nennen, die in diesem Frühjahr mit der Gerhardinger-Schule mit großen Erfolg in der Dombauhütte stattfand und so gut ankam, dass sie jetzt mit der Montessori-Schule in Kloster Prüfening weitergeführt wird. Hierzu fanden vor kurzem Gespräche in Nürnberg statt.



Peter Morsbach



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