Regensburg, 20. September 2019
Liebe Altstadtfreunde,
im vergangenen Jahr beschäftigten uns hauptsächlich der Bürgerentscheid zum Bürgerbegehren „Kein RKK auf dem Kepler-Areal!“, das weitere Vorgehen in Bezug auf den Bahnhofsvorplatz und den Umgang mit dem ehem. Studentenwohnheim bzw. dessen
Nachfolgenutzung und die Diskussion um den sog. Holzgartensteg.
1. Bürgerentscheid zum Bürgerbegehren „Kein RKK auf dem Kepler-Areal!“
Die Altstadtfreunde hatten sich seit November 2017 in der BI Kein RKK! engagiert, waren jedoch nicht federführend, sondern als Unterstützer für die Akteure, zu einem Gutteil Studierende der Universität, Mitgliedern der jungen Grünen u.a. überwiegend jungen Menschen.
Beim Sammeln der Unterschriften waren seitens der Altstadtfreunde Achim und Andrea Hubel, Gerda Stauner und Isolde Schmidt besonders engagiert; ihnen sei hierfür herzlich gedankt.
Nach einer ersten Informationsveranstaltung am 10. 05. 2018 traten wir mit einer zweiten Veranstaltung am 20.09.2018 zu den Regensburger Grünanlagen in die Öffentlichkeit, die von einem großen Publikumsinteresse und Medienecho begleitet war. Hierbei wurden die
Geschichte, die Bedeutung und der Umgang mit den historischen Grünanlagen unter verschiedenen Aspekten beleuchtet. Wir haben alle davon profitiert und viele haben viel Neues gehört und gelernt, wie nach der Veranstaltung deutlich wurde.
Zur Frage der Erhaltung oder des Abbruchs des ehem. Studentenwohnheims äußerten sich die Altstadtfreunde nicht mehr, da der Abbruch unvermeidlich ist und die Wichtigkeit des Gebäudes bei uns ohnehin umstritten ist und von der Forderung nach einem Erhalt bis zur Befürwortung eines Abbruchs reicht.
Es beteiligten sich am Bürgerentscheid mit 63.861 Personen immerhin 55,64 % der Stimmberechtigten¹. Nach dem auch für uns überraschend deutlichen Ergebnis von 61,7 % gegen ein RKK verkündigte die Stadt eine „Denkpause“. Das ist genau der falsche Weg, vielmehr sollte man endlich anfangen zu denken! Ob man bei der Stadt aus diesem unmissverständlichen Ergebnis im Umgang mit dem Bürgerwillen auf längere Sicht tatsächlich etwas gelernt hat, erscheint uns jedoch aus den Erfahrungen von Jahrzehnten zweifelhaft.
2. Der weitere Umgang mit dem Keplerareal und dem Bahnhofsvorplatz
Das weitere Vorgehen der Stadt zum Umgang mit dem Bahnhofsvorplatz und dem Areal des ehem. Studentenwohnheims nach dem Aus für das RKK beschäftigt uns seitdem. Die beiden Vorsitzenden hatten am 31.Januar 2019 ein ausführliches Gespräch mit Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Planungs- und Baureferentin Christine Schimpfermann, bei dem ausführlich die Sichtweisen der Stadt und Altstadtfreunde dargelegt und diskutiert wurden. Es wurden ebenso Schnittmengen wie völlig unterschiedliche Auffassungen deutlich. Wir hatten die Möglichkeit, unsere Vorstellungen ausführlich darzulegen. Doch allzu oft gingen solche Gespräche ins Leere!
Es ist uns ein besonderes Anliegen, die qualitativ hochwertigste Lösung für das Areal zu finden und hierbei keine Kompromisse einzugehen. Um neuen gedanklichen Input zu erhalten, fragten wir beim Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum an der Technischen Universität München und der Lehrstuhlinhaberin Prof. Dipl.-Ing. Regine Keller an, ob die Möglichkeit bestünde, Studierende im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten mit den beiden Bereichen Bahnhofsvorplatz und Wirsing-Bau bzw. öffentliche Grünanlagen eigene Ideen entwickeln zu lassen.
Hier bekamen wir glücklicherweise eine Zusage. Die beiden Gruppen kamen am 2./.3. Mai. nach Regensburg: Die Bachelor-Studierenden bekamen den Bahnhofsvorplatz zugewiesen, die Master-Studierenden das Kepler-Areal, ohne die gesamten städtischen Grünanlagen aus den Augen zu verlieren. Sie wurden sowohl von der Stadt Regensburg als auch von uns (Morsbach, Hubel, Stauner) informiert und geführt.
An der Präsentation der Masterarbeiten am 25.07. an der TU in Weihenstephan nahmen Hubel und Morsbach teil; die Bachelorarbeiten waren hochschulintern bereits vorgestellt worden. Wir sind begeistert vom Engagement der Studierenden, die unbekümmert und unvoreingenommen frische und überlegenswerte Vorschläge einbrachten. Wir wollen diese Arbeiten in Regensburg in einer etwa einwöchigen Ausstellung im März/April des kommenden Jahres 2020 im Kunst- und Gewerbeverein der Öffentlich vorstellen. Die Stadt Regensburg stellte hierfür keine Räume zur Verfügung; warum, dürfte klar sein.
3. Verkehrskonzepte; ÖPNV; Fridays for future; Verkehrsberuhigung
Eine Veranstaltung des Runden Tisches Altstadt zu den Verkehrskonzepten zeigte, dass gerade im Bereich des Bahnhofsumfeldes die Gedanken und Ideen der Altstadtfreunde mit übernommen worden sind, z. B. in Bezug auf die Einrichtung eines Busterminals südlich der Bahngleise im Bereich westlich der Arkaden und des Ärztehauses. Auch die Forderung nach einer anspruchsvollen städtebaulichen Anbindung des Bahnhofs als Entree in die Stadt haben wir immer und immer wieder gepredigt.
Der Presse war zu entnehmen, dass die Realisierung der Stadtbahn auf einen Zeitraum von 15 Jahren hinausgezögert werden soll; es ist unverständlich, warum man sich diesem drängenden Thema nicht sehr viel schneller nähern will. Unser Eindruck ist, dass es inzwischen in der Stadtspitze und Spitze der Verwaltung zu einem völligen Stillstand gekommen ist; es rührt sich nichts, es ist kein Gestaltungswille mehr zu erkennen, alles stagniert. Für uns ist dies eine unerfreuliche Situation, denn wir können nicht einmal mehr agieren, weil seitens der Stadt niemand da ist, der reagiert. Es läuft derzeit alles ins Leere. Wir dürfen gespannt sein, ob sich diese Lähmung nach der Kommunalwahl im nächsten Jahr ändern wird. Durch Günter Gebauer sind die Altstadtfreunde Teilnehmer des Bündnisses für einen besseren ÖPNV.
Unsere Solidarität mit der Aktion Fridays for future haben wir bereits erklärt. Die Verkehrsberuhigung bzw. Verkehrsfreimachung der Altstadt wird ein immer drängenderes Problem, darauf weisen wir seit Jahren immer und immer wieder hin. Bisher sind wir damit auf taube Ohren gestoßen, aber im Zeichen des Kommunalwahlkampfes hat es inzwischen sogar die Stadtspitze erkannt, dass Handlungsbedarf besteht.
Aus der Koalition bzw. den Koalitionsfraktionen sind immer kryptische Hinweise zu vernehmen: Es würde jetzt über eine Sperrung des Domplatzes entschieden, man würde sich ernsthafte Gedanken über eine völlige Verkehrsberuhigung der Altstadt machen. Faktum ist, dass sich die Situation immer mehr verschlimmert und inzwischen die völlige Anarchie ausgebrochen ist, Fußgängerzonen wie der Haidplatz ebenso ignoriert werden wie Einbahnstraßen, die Fußgängerzone vor dem Kolpinghaus am Haus der Bayerischen Geschichte ist wird ebenso nicht zur Kenntnis genommen und als bequeme Durchfahrt von der Ostengassein die Adolph-Kolping-Straße genutzt. In der Gesandtenstraße bricht der Verkehr mit schöner Regelmäßigkeit zusammen, jeder Platz wird zugeparkt; viele Radfahrer tun sich durch besonders forsches Fahren hervor usw.
Auf unsere Frage an Frau Schimpfermann, warum die Stadt hier nicht durchgreift, bekamen wir die lapidare Antwort: „Wir vollziehen derzeit keine Anordnungen und Vorschriften.“ Dann kam man nur noch den Kopf schütteln.
In diesem Zusammenhang ist die Forderung der Regensburger Hoteliers nach einem Hiotel-
Bus-Shuttle am alten Eisstadion, wo ein Parkhaus entstehen soll, um der Altstadt die vielen unnötigen Fahrten der Hotelgäste zu ersparen.
In Hinblick auf das Parkraumkonzept schließen wir uns der Forderung des Stadtwerk- Geschäftsführers Manfred Koller an, der jede Maßnahme zur Förderung des motorisierten Individualverkehrs zu Lasten des ÖPNV strikt ablehnt. Er ist ebenfalls ein starker Vertreter der Verkehrsberuhigung in der Altstadt und ist ein Glücksfall für die Stadt Regensburg.
Jedenfalls wird die Verkehrsberuhigung auf im kommenden Jahr ein Schwerpunkt unseres Engagements bilden. Das kommende Herbstsymposion für Kunst, Geschichte und Denkmalpflege wird das Thema „Alte Stadt und moderner Verkehr“ zum Thema haben, das allen auf den oft genannten Nägeln brennt.
Es ist interessant, dass nun Zeiten des Wahlkampfes der OB-Kandidatin Astrid Freudenstein Töne kommen, die wir als Altstadtfreunde nur allzu gerne hören und die genau unsere Forderungen beinhalten. Aber – es ist Wahlkampf! Und da gibt es bekanntlich den einen oder anderen Wahl-Versprecher!
4. Hofgartensteg
Eine dieser Aussagen betrifft die verniedlichend „Holzgartensteg“ genannte Brücke, die Frau Freudenstein als Wöhrd-Bewohnerin in der von der Stadt geplanten Führung von der Maria- Beer-Straße auf den Grieser Spitz strikt ablehnt, was durchaus ernst gemeint sein wird. Die Radfahrer- und Fußgänger-Brücke hat uns auch in diesem Frühjahr intensiv beschäftigt und wir haben eine alternative Trassenführung vorgeschlagen. Diese wird von der Stadt und der Fraktion rigoros abgelehnt, weil sie durch ein renaturiertes Areal am Südufer des nördlichen Donauarms führt. Die Chance, die Trassenführung zu modifizieren, hat man uns gleich gar nicht gegeben und diese Lösung ebenso wie die in eine ähnliche Richtung zielende Überlegung von Thomas Eckert in Bausch und Bogen abgelehnt. Von Astrid Freudenstein (deren Mann Mitglied der Altstadtfreunde ist) hingegen für diskussionswürdig gehalten. Die Stadt will ihre Planung durchziehen, doch scheint mir das letzte Wort hierzu noch nicht gesprochen.
Peter Morsbach
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