Regensburg, 30.09.2021
Liebe Altstadtfreunde,
ein sogenannter „Aufreger“ ist derzeit die „Dult auf dem Domplatz“. Reaktionen, die von Mitgliedern, Bürgerinnen und Bürgern an uns herangetragen wurden, gaben Anlass, zur Situation auf dem Domplatz Stellung zu nehmen.
Um es von vornherein zu verdeutlichen: Es geht nicht um das „Was“, sondern um das „Wie“.
Im Laufe der letzten fünf Jahrzehnte haben wir auf dem Domplatz gerne und schön gefeiert,
bei den Bürgerfesten, beim Fest der Bayern, beim Besuch des Papstes, bei der Aufstellung des Reiterdenkmals König Ludwigs I. und bei anderen Gelegenheiten, und dabei auch immer die schöne Atmosphäre dieses Ortes genossen. Domplatz und Feiern schließen sich nicht aus, sondern passen gut zusammen. Dabei wurde stets die Würde des Platzes, des Ortes respektiert.
Was jedoch nun unter dem Begriff der Dult auf dem Domplatz von den „Drei vom Dom“ veranstaltet wird, lässt einen kopfschüttelnd-ratlos zurück. In einem wahren Verhau aus Bänken, Theken, Toiletten, Leitungen, Beleuchtungsmasten, grell-bunten Werbebannern und Containern, die sich dicht um das Reiterstandbild drängen, wird versucht, eine dultähnliche Biergartenatmosphäre zu erzeugen. Die Gestaltung dieses Bereiches zeugt von einer völligen Missachtung des Platzes, des Doms, und der anderen Bauwerke, ignoriert die berechtigten Interessen der umliegenden Gastwirtschaften, die hart um Gäste zu kämpfen haben, und ist in seiner Gestaltung eine fortwährende Zumutung für die Menschen in Regensburg und die Gäste der Stadt. Nicht genug, dass gegenüber durch das große Baugerüst an der Domecke und die derzeitigen Baustellenabsperrungen vor dem Haus Heuport und am Krauterermarkt, durch die zahllosen, weiterhin ungehindert über den verkehrsberuhigten Domplatz fahrenden Autos der ganze Bereich eine ohnehin schon verminderte Aufenthaltsqualität besitzt, so wird durch diesen Pseudo-Biergarten der Platz im Schatten eines der bedeutendsten Bauten der deutschen Gotik vollends herabgewürdigt. Einer Welterbestadt ist dies völlig unangemessen.
Die Dult gehört auf den Dultplatz; Corona darf nicht als Ausrede für jede Geschmacksverir-
rung dienen, vor allem dann nicht, wenn man sich daran erinnert, wie noch vor zwei Jahren
Wirten die Hölle heiß gemacht wurde, wenn sie es wagten, auch nur einen unpassenden Stuhl vor ihr Lokal zu stellen. Was hätten Geschäftsleute zu hören bekommen, wenn sie die Fassaden ihrer Geschäfte mit derart aufdringlicher, marktschreierischer Werbung versehen hätten!
Hätte die Stadt Regensburg auf dem Domplatz an jedem Wochenende einem anderen Wirt
die Möglichkeit zur Bewirtung gegeben, wäre dagegen wenig einzuwenden. Zumindest aber
hätte man den jetzigen Veranstaltern strenge Auflagen für die Gestaltung dieses Bereiches
machen müssen. Eine solch lieb- und geschmacklose Aufmachung kann und darf nicht unwidersprochen hingenommen werden, vor allen Dingen nicht über einen Zeitraum von weiteren drei Monaten. Es wurden weder der Stadtheimatpfleger noch die Untere Denkmalschutzbehörde zu einer Stellungnahme aufgefordert.
Eine weitere Fehlentscheidung am Domplatz ist anzuprangern, nämlich ausgerechnet an der
ohnehin schon von der Umweltverschmutzung beträchtlich geschädigten Ulrichskirche sieben oder acht Parkplätze auszuweisen, hier, wo im September eine Ausstellung des Künstlers Markus Lüpertz stattfinden wird. Die angebliche Verkehrsberuhigung auf dem Domplatz wird mehr und mehr ad absurdum geführt. Warum ist die Stadt so hilflos im Umgang mit dem Domplatz?
Wir drangen in einem offenen Brief an die Oberbürgermeisterin und an die Presse auf eine Revision dieser Entscheidungen und vor allem darauf, zu verhindern, dass dies künftig noch
einmal geschieht.
Prof. Dr. Peter Morsbach
Prof. Dr. Achim Hubel